25. April 2020
autor: Katarzyna Nowocin-Kowalczyk
Geschichte aus dem Buch NICHT ALLES IST SO, WIE ES UNS ERSCHEINT
Vier schwarz gekleidete Reiter standen auf einem hohen Berg und haben auf die Welt heruntergeschaut, als würden sie ihr Werk bewundern. Über ihren Köpfen haben sich Massen von dunklen, schweren Wolken zusammengeballt. Rundherum herrschte Düsternis. Wie vier Winde kamen die Reiter lautlos aus vier Seiten der Welt hinter sich dunkle Staubwolken lassend. Die Gesichter bedeckt mit schwarzen Masken und in Leeren Augen ohne Ausdruck, war es schwer, irgendwelche Gefühle vorzufinden. Jede Hand war mit einem Lederhandschuh gekleidet. Von den Schultern hingen lange Schwarze Umhänge, die sich während der Fahrt wogen wie die Flügel einer Fledermaus. Sie sahen aus wie vier furchtbare Bestien.
„Das war aber leicht.” , sprach, mit einer stummen irgendwie geräuschlosen Stimme, der Reiter auf dem weißen Pferd.
„Ja" , hat der Reiter auf dem roten Pferd bestätigt und seine Stimme war noch mehr farblos. „Sie reagieren immer gleich.”
„Es reicht eine Illusion.” , hat der dritte Reiter, der das schwarze Pferd besteigt hinzugefügt.
„Ja.”, sprach der vierte Reiter, wie nach einer Überlegung, der das leichenblasse Pferd bestieg. „Eine Illusion eines unsichtbaren Krieges mit einem unsichtbaren Feind um unsichtbares Gut. Die Leute hungrig danach, was sie nicht in sich selbst finden können. Die Angst und der Hochmut waren immer meine größten Verbündeten.
Da kam über ihren Köpfen ein starker Windstoß auf. Die vier Umhänge fingen an zu flattern, was verursachte, dass die Bestien noch schrecklicher aussahen. Die Pferde haben sich bewegt, indem sie mit ihren Hufen baumelten, als würden sie spüren, dass sich etwas nährt. Der Wind fing an, die dunklen Wolken zu verscheuchen. Plötzlich wurde die Erde durch einen blendenden Sonnenstrahl beleuchtet. Die Reiter schauten nach oben und als sie mit dem Blick zurückkehrten, stand vor ihnen ein fünfter Reiter. Seine Bekleidung war weiß und sein Pferd mit einer langen verwehten Mähne war auch weiß. Der Kopf und das Gesicht waren aufgedeckt. Lange Haare bis zur Schulter flatterten sanft auf dem leichten Wind.
Und so standen sich Düsternis und Helligkeit gegenüber. Die vereinigten Kräfte der Dunkelheit gegen eine Kraft des Lichts. Die Seuche, der Krieg, der Hunger und der Tod gegenüber der Liebe.
„Wieder habt ihr die Hand gegen mein Volk gehoben”, sprach mit Stärke in der Stimme und doch mit Ruhe der Reiter in Weiß.
„Wir führen nur das aus, wozu wir berufen wurden.”, hat der vierte Reiter auf dem blauen Pferd geantwortet. „Ich bin es nicht, der tötet. Es ist die Angst und der Hochmut. Ich sammle nur mein Ertrag.”
„Wenig Glauben, viel Angst ist in deinem Volk.”, sprach der schwarze Reiter auf dem weißen Pferd. „Wir haben ihnen nur gegeben, was sie wollen und was sie verfolgen. Wir haben ihnen eine Illusion gegeben.”, hat der Reiter hinzugefügt der das schwarze Pferd besteigt.
„Wir haben ihren Hochmut gefüttert. Diesmal hat sie der Krieg verbunden, obwohl er sie getrennt hat, und die Angst hat sie vereint.” Hat der Reiter auf dem roten Pferd gesagt.
„Ihr unterschätzt mein Volk. Die bisher nicht erwachten, erwachen. Und ein erwachter weckt einhundert andere. Ihr habt nur die genommen, die die Illusion gewählt haben und nicht aufwachen wollen.”
Während der weiße Reiter dies sagt, schaute er nach rechts. Die schwarzen Reiter folgten seinem Blick. Und so sahen sie eine unendliche Menschenmenge, die sich mit Ruhe und einem Lächeln in ihre Richtung bewegt hat. Frauen. Männer junge, alte, Kinder. Und jeder von Ihnen hielt eine kleine Fackel wie ein angezündetes Streichholz in der Hand.
Die Menschenmenge hielt an der rechten Seite des weißen Reiters.
„Habt ihr keine Angst vor der Krankheit?” , hat der schwarze Reiter auf dem weißen Pferd gefragt? „Versuch dich mir zu nähren.”, sagte eine junge Frau mit ruhiger Stimme die ein Neugeborenens umarmte.
Der schwarze Reiter, hat seinem Pferd die Sporen gegeben, im Versuch an sie heranzulaufen doch sein Pferd hat sich nur im Kreis gedreht, als ob es nicht nach vorne reiten könnte, als wäre zwischen ihm und der Frau eine unsichtbare Wand.
„Das Böse kommt nicht zu mir wenn ich ihm nicht die Tür öffne.” , sprach ein neben der Frau stehender junger
„Habt ihr keine Angst vor dem Krieg?”, hat der Reiter auf dem roten Pferd gefragt.
„Das Gute kämpft nicht. Es muss dies nicht tun. Das Gute gewinnt mit dem Gutem. Wenn das Gute anfangen würde zu kämpfen, wäre es nicht das Gute mehr. Das Gute allein ist ein Sieg.”, sagte ein älterer Mann aus der Menschenmasse.
„Habt ihr keine Angst vor dem Hunger?”, hat der Reiter auf dem schwarzen Pferd gefragt.
„Du kannst mir nicht etwas nehmen, was ich nicht in mir habe. Und alles was ich brauche habe ich in mir. Und ich bekomme all das worum ich bitte.”, antwortete eine Frau in mittleren Alter mit einem sanften Lächeln.
„Habt ihr keine Angst vor dem Tod?”, fragte am Ende der vierte, der das leichenblasse Pferd bestieg.
„Und warum sollte ich vor dir Angst haben?”, hat ein Mann im reifen Alter gefragt. „Ich bin viele Male gestorben, bevor ich lernte zu leben und ich habe verstanden, dass du nur eine Illusion bist. Wir alle, die hierhin laufen sind gestorben um wiedergeboren zu werden und zu leben. Der Tod ist eine Illusion.“
Die vier schwarzen Reiter haben ihre Köpfe gesenkt, wie es Ritter tun, die ein Kampf verloren haben. Nach einem Moment hat der vierte Reiter jedoch die Menschen noch einmal angeschaut und hat gefragt:
„Woher kommt eure Stärke?”
Dann ging eine betagte ältere Frau vor die Menschenmasse und hat der Bestie direkt in die Augen schauend, ruhig und still und doch mit einer Stimme, in der eine riesige Kraft war, gesagt:
„Die Liebe besiegt alles.” Danach mit dem Arm auf den weißen Reiter zeigend, sprach sie: „Er hat die Welt gewonnen, er ist der Weg, die Wahrheit, und das Leben. Wir haben ihm vertraut und er hat uns gelehrt zu leben er hat uns gezeigt, dass die Liebe der Weg ist. Und das Herz ein Wegweiser. Und dort wo die Liebe ist, gibt es keine Angst, keinen Krieg, keinen Hunger und keine Krankheit. Der, der nach dem Schwert greift stirbt vom Schwert. Ich habe kein eisernes Schwert, so wie du, aber du bist, der der Angst hat sich mir zu nähren. Mein Schild die Liebe, meine Stärke die Liebe dies sind wir alle.” Sie zeigte auf die Menschenmasse, die hinter ihr steht. „Wir sind das Salz dieser Erde und das Licht des Lichtes. Wir sind eine Einheit.”
Der vierte Reiter senkte besiegt den Kopf.
Sich nicht von der Stelle rührend hat der weiße Reiter jedem der vier Schwarzen in die Augen geschaut und hat viermal gesagt: „Ich liebe dich. Ich befreie dich.” Und fast direkt, nachdem er dies sagte, kam ein Wind der Erneuerung und hat die Bestien der Düsternis entführt, indem er sie in Gestalt einer roten Wolke nach oben zur Quelle hob. Die Schwarzen Ritter haben die Masken abgeworfen. Und so erschienen sie auf den Pferden in Gestalt von wunderschönen weißen Engeln. Und jeder von ihnen trug eine andere Botschaft. Die Seuche wurde zur Gesundheit, der Krieg zum Frieden, der Hunger zum Wohlstand und der Tod zum Leben.
„Es hat sich getan!”, sprach die Liebe.
Am hellblauen Himmel tauchte ein riesiger, bunter Regenbogen auf, der die ganze Welt umarmte.
©Katarzyna Nowocin-Kowalczyk
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Der Regenbogen - Geschichte aus dem Buch
NICHT ALLES IST SO, WIE ES UNS ERSCHEINT
Märchen für Erwachsene vom Leben geschrieben
autor: Katarzyna Nowocin-Kowalczyk
Bilder im Buch: Marek Szczęsny
👉 Das Buch ist in polnischer und englischer Sprache erhältlich.
👉👉Deutsche Version kommt bald
Der Regenbogen // Katarzyna liest auf Polnisch
Vielen Dank für diese Geschichte